Polizei und Staatsschutz haben möglicherweise einen Terroranschlag auf ein Public Viewing während der Fußball-Europameisterschaft verhindert. Nach Informationen von BILD plante ein Islamist, sich als Ordner bei der UEFA zu bewerben. Die Antiterror-Fahnder konnten den Verdächtigen jedoch rechtzeitig entlarven.
Vergangene Woche überprüften Ermittler des NRW-Landeskriminalamtes den deutsch-marokkanisch-polnischen Staatsangehörigen Soufian T. (23) aus Bonn. Er hatte eine Akkreditierung als Ordner und Sicherheitskraft für die „EURO 2024“ bei sogenannten „Side-Events“ wie Public Viewing und Fan-Meetings beantragt. Bei der Überprüfung des Antrags stellten die Behörden fest, dass gegen Soufian T. islamistische Erkenntnisse vorlagen. Das Polizeipräsidium Köln lehnte daraufhin seine Akkreditierung ab.
Kurz darauf entdeckten Staatsschützer, dass der Islamist auch Akkreditierungen für die Großveranstaltungen „Rock am Ring“ und das „24-Stunden-Rennen am Nürburgring“ in Rheinland-Pfalz beantragt hatte, die ebenfalls abgelehnt wurden.
Weitere Ermittlungen ergaben, dass Soufian T. bereits Anfang Mai ein One-Way-Ticket vom Flughafen Köln/Bonn nach Istanbul gebucht hatte. Daraufhin schaltete sich auch das Bundeskriminalamt (BKA) ein und nahm Ermittlungen zu seinen Geldflüssen und Internet-Aktivitäten auf. Der Verdacht gegen ihn erhärtete sich, sodass der Generalbundesanwalt ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung im Ausland einleitete.
Die Ermittler vermuten, dass Soufian T. Verbindungen zum ISPK hat, der hinter mehreren Anschlagsplanungen und verheerenden Anschlägen steht. Aufgrund der Terror-Hinweise beantragte der Generalbundesanwalt einen Untersuchungshaftbefehl und Durchsuchungsbeschluss beim Bundesgerichtshof. Soufian T. wurde am Freitag mit seiner Mutter und Schwester am Flughafen Köln/Bonn festgenommen. Dabei wurden mehrere Handys sowie 2500 Euro sichergestellt. Der Verdächtige schweigt zu den Vorwürfen.
Seine Mutter gab an, dass sie eine Pilgerfahrt nach Mekka machen wollten und legte entsprechende Tickets vor, die eine Weiterreise nach Riad belegten. Auch Rückflugtickets waren vorhanden.
Nach der Festnahme wurde die Wohnung von Soufian T. durchsucht, wobei weitere Handys, Datenträger und Computer beschlagnahmt wurden. Verdächtige Aufzeichnungen wurden ebenfalls sichergestellt. Soufian T. wurde unter strenger Bewachung nach Karlsruhe gebracht und dort dem Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof vorgeführt.
Nach der Festnahme geben die Staatsschützer erste vorsichtige Entwarnung. Derzeit gehen die Fahnder nicht davon aus, dass eine konkrete Gefahr für die EM besteht. Soufian T. scheint nach bisherigen Erkenntnissen nicht Mitglied einer aktiven größeren ISPK-Terrorzelle zu sein. Die Ermittlungen dauern jedoch an und gegen den 23-Jährigen wurde Haftbefehl erlassen.